Harald Unkauf nach 49 Jahren aktiver Dienstzeit in „Ruhestand“

08.11.2020

Als Harald Unkauf mit 16 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr Rosenheim seinen Dienst begann, hatte die Wehr noch eine Drehleiter mit einem Leitersatz aus Holz im Fuhrpark. Das war 1971. Inzwischen hat sich viel geändert, Unkauf aber ist geblieben und war 49 Jahre aktiv im Einsatz. Mit 65 musste er jetzt aufhören.

 

Unkauf ging auf das Ignaz-Günther-Gymnasium, das direkt neben der damaligen Hauptfeuerwache in der Heilig-Geist-Straße liegt. Ein Schulspezl – Wolfram Höfler, später Kommandant der Feuerwehr in Bad Aibling – nahm ihn mit in die Wache. Nach der Grundausbildung, eher einer „Einweisung“, wie sich Unkauf erinnert, durfte er in den Einsatzdienst. Dass er bis zu seinem Dienstende etwa 2500 Einsätze fahren würde, ahnte der junge Anfänger damals noch nicht. Seine Motivation war aber vom ersten bis zum letzten Ausrücken immer gleich: „Ich sehe dieses ehrenamtliche Engagement als gesellschaftlichen Auftrag. Und wenn ich es mache, dann richtig“, so Unkauf.

 

Auch im Beruf ist er zum Wohl der Menschen unterwegs. Unkauf studierte Medizin und arbeitet seit Jahrzehnten im RoMed Klinikum Rosenheim als Anästhesist. Ebenso lange ist er auch als Notarzt im Einsatz und hat schon an vielen Unfallorten mit den Kollegen der Feuerwehr zusammengearbeitet. Was er als „immer extrem angenehm“ bezeichnet. Wenn Unkauf im Ehrenamt als Feuerwehrler unterwegs ist, dann kann er bei Bedarf auch medizinische Hilfe leisten und die Kräfte des Rettungsdienstes unterstützen. Der Rosenheimer Wehr stand und steht er weiterhin als Feuerwehrarzt zur Verfügung, macht dort die Erstuntersuchungen von neuen Kräften und kümmert sich um Fortbildungen, etwa zum Thema Reanimation.

 

Bei der Feuerwehr wurde Unkauf zum Atemschutzgeräteträger ausgebildet. Auch eine Taucherausbildung hat er absolvierte, beim damaligen Bundesgrenzschutz an der Burgfriedstrasse. Ungewöhnlich ist, dass er sowohl beim Atemschutz als auch beim Tauchen bis zum „Feuerwehr-Ruhestand“ aktiv war, also bis zum 65. Lebensjahr. Was eine gute Gesundheit voraussetzt. 

 

2500 Einsätze hinterlassen viele Erinnerungen, oft verbunden mit harten Bildern, wenn etwa Menschenleben nicht mehr zu retten waren. Oder die Anspannung bei der Serie von Brandstiftungen 2002 in Rosenheim mit mehreren heftigen Großbränden in der Stadt. Aber auch die kleinen, unspektakulären Einsätze, die „nicht mal in der Zeitung stehen“, bleiben manchmal im Gedächtnis. Ob es nun darum geht, eine Straße von Trümmerteilen freizukehren oder angebranntes Essen vom Herd zu nehmen, erzählt Harald Unkauf.

 

„Harald war immer zuverlässig, überall einzusetzen und voller Engagement dabei“ sagt Stadtbrandrat Hans Meyrl, der Kommandant der Rosenheimer Feuerwehr. Da eine große Abschiedsfeier für Unkauf corona-bedingt nicht möglich war, hat ihm Meyrl einige Tage nach dem 65. Geburtstag seinen Feuerwehrhelm übergeben, als Erinnerung an einen langen ehrenamtlichen Dienst. Ein Engagement, so Unkauf, das nur durch die Unterstützung seiner Frau möglich war. Sie hatte immer viel Verständnis dafür, dass das Familienleben oft auf den Dienst bei der Feuerwehr ausgerichtet werden musste. Abschreckend war das offensichtlich nicht. Denn Sohn Simon hat zusammen mit zwei Freunden schon mit zwölf Jahren bei der Rosenheimer Jugendfeuerwehr begonnen, was seit einiger Zeit möglich ist. Der Sohn hat also gute Chancen, die 49 Jahre Dienstzeit seines Vaters zu überbieten. Harald Unkauf würde es freuen.

 

Text und Foto: Martin Binder

 

 

Bild zur Meldung: Mit entsprechendem Abstand übergab Stadtbrandrat Hans Meyrl (links) zum Abschied den Helm an Harald Unkauf.